Die aktuelle Frage:
"Wie sieht ein Plan aus, um Karriere im Einkauf zu machen? Aktuell bin ich Sachbearbeiterin im operativen Einkauf?"
Antwort:
Der Beruf "Einkäufer/in" hat Zukunft, allerdings nur im strategischen Bereich. Die operativen Tätigkeiten werden zukünftig weitestgehend automatisiert. Stichwort: Künstliche Intelligenz (KI). Spätestens dann, wenn KI-Tools für den Einkauf massentauglich (= für alle nutzbar und bezahlbar) geworden sind, wird es im operativen Bereich eine Rationalisierungswelle geben. Auch das zunehmende Fehlen von gut gebildeten Nachwuchskräften, wird diese Entwicklung zukünftig verstärken. Einkaufen ist ein anspruchsvoller Beruf, der vielfältige Fertig- und Fähigkeiten erfordert.
Wenn Sie eine erfolgreiche Karriere im Einkauf anstreben, brauchen Sie einen strukturierten Plan, der wie folgt aussehen könnte:
1. Selbstbewusstsein und Selbstanalyse: Machen Sie eine Bestandsaufnahme Ihrer Fähigkeiten, Stärken und Schwächen im Bereich des Einkaufs. Identifizieren Sie Bereiche, in denen Sie sich verbessern möchten, und setzen Sie klare Ziele für Ihre Karriere (entwerfen Sie ein Vision für Ihre berufliche Zukunft) und erarbeiten Sie einen Weiterbildungsplan.
2. Weiterbildung und Qualifikationen: Informieren Sie sich über relevante Weiterbildungsmöglichkeiten, Zertifizierungen und Qualifikationen im Bereich Einkauf und Supply Chain Management. Einige mögliche Optionen sind:
- Besuch von Seminaren, Schulungen oder Lehrgängen zum Einkaufsmanagement (z. B. gepr. Fachwirt/-in für Einkauf IHK)
- Erwerb eines Abschlusses oder Zertifikats für den Einkauf/Supply Chain Management
- Mitgliedschaft in relevanten Berufsverbänden wie dem Bundesverband Materialwirtschaft und Einkauf (BME)
3. Berufserfahrung ausbauen: Erweitern Sie Ihre berufliche Erfahrung im Einkaufsbereich, um vielfältige Aufgabenbereiche kennenzulernen. Zum Beispiel:
- Übernahme zusätzlicher Verantwortlichkeiten in Ihrem aktuellen Job
- Rotationsprogramme oder Projekte in verschiedenen Bereichen des Einkaufs
- Freiwillige Teilnahme an Einkaufsprojekten etc.
4. Netzwerken: Knüpfen Sie Kontakte zu anderen Fachleuten im Einkaufsbereich, sowohl innerhalb als auch außerhalb Ihres Unternehmens. Networking kann Ihnen dabei helfen, über neue Karrieremöglichkeiten informiert zu bleiben und von Mentoren oder Kollegen zu lernen. Fragen Sie bei Ihrer IHK. Der BME hat regionale Organisationen.
5. Entwicklung von Führungsqualitäten: Arbeiten Sie gezielt an der Entwicklung von Führungsqualitäten, auch wenn Sie derzeit noch in einer Sachbearbeiterrolle tätig sind. Dies könnte bedeuten, Projekte zu leiten, Teams zu koordinieren oder sich für Führungspositionen zu qualifizieren.
6. Fortlaufende Selbstreflexion und Anpassung: Überprüfen Sie regelmäßig Ihren Fortschritt, reflektieren Sie über Ihre Erfahrungen und passen Sie Ihren Plan entsprechend an. Bleiben Sie flexibel und offen für neue Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten könnten.
7. Branchen- und Unternehmenskenntnisse vertiefen: Vertiefen Sie Ihr Verständnis für die spezifische Branche, in der Ihr Unternehmen tätig ist, sowie für die Geschäftsmodelle und Herausforderungen Ihrer Organisation. Dies könnte bedeuten:
- Das Studium von Branchentrends, Marktanalysen und Wettbewerbslandschaften
- Die Teilnahme an branchenspezifischen Veranstaltungen, Konferenzen oder Workshops
- Das Aufbauen von Beziehungen zu Kollegen in anderen Abteilungen, um ein ganzheitliches Verständnis des Unternehmens zu entwickeln
- Die Identifizierung von Möglichkeiten zur Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung im Einkaufswesen, die auf den spezifischen Anforderungen Ihres Unternehmens basieren
Wichtig: Sie werden einen Preis zahlen müssen, um Karriere im strategischen Einkauf zu machen. Dieser Preis heißt "Energieeinsatz, Durchhaltevermögen und Verzicht" oder frei nach dem dem römischen Philosophen Lukrez: "Von Nichts kommt nichts". Sie werden Lernen müssen, statt Freizeitvergnügungen nachzugehen. Wenn Sie es wirklich wollen, dann schaffen Sie es auch.
Ein Tipp zum Schluß: Sprechen Sie unbedingt mit Ihrer Führungskraft über Ihre Pläne. Oft unterstützen die Unternehmen Ihre Mitarbeiter gerne bei der fachlichen und persönlichen Entwicklung. Ihr Unternehmen kann Ihnen auch die finanzielle Last von den Schultern nehmen, denn Fort- und Weiterbildungskurse sind oft kostspielig. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Autor: Jens Holtmann