Global Sourcing: Andere Länder – andere (Trink-)Sitten

Alles lief nach Plan. Die deutsche Firma war sich rasch mit dem neuen Lieferanten aus China einig – dann kam das Abendessen.

Die Gesprächsatmosphäre kühlte sich merklich ab, als der deutsche Einkaufsleiter nach dem ersten Schnaps keinen weiteren mehr wollte. Als er dann auch noch das Weinglas stehen ließ, trennten sich die Chinesen von ihrem neuen Geschäftspartner fast grußlos. Der Grund für dieses Verhalten: In China ist es üblich eine neue Geschäftsbeziehung mit viel Alkohol zu begießen. Da die Deutschen nicht mittranken, zweifelten sie in den Augen der Chinesen am Gelingen des zukünftigen Geschäftes. Diese Geschichte ist kein Einzelfall. Damit Sie bei Geschäftsessen und abendlichen Feiern mit neuen Geschäftspartnern nicht ins Fettnäpfchen treten, finden Sie hier einen kleinen Leitfaden:

  • Italien: Italienische Verkaufsleiter werden innerlich mit dem Kopf schütteln, wenn zum Mittagessen statt Wein Cola bestellt wird. Noch schlimmer ist es, wenn nach dem Essen anstelle des obligatorischen Espresso ein Cappuccino bestellt wird. Beim Abendessen halten Sie sich an die universelle Regel: Das tun, was der Gastgeber tut!
  • Frankreich: Im Weinland ist beim geschäftlichen Mittagessen Alkohol verpönt. Es wird Wasser getrunken. Ausnahme: Beim Käse ist ein bisschen Wein erlaubt. Cognacs werden in Frankreich nur nach dem Abendessen getrunken.
  • USA: Seien Sie auch hier beim Mittagessen vorsichtig mit Alkohol. Am besten trinken Sie Mineralwasser oder andere alkoholfreie Erfrischungsgetränke.
  • China und Hongkong: In weiten Teilen Asiens gilt gemeinsames Trinken als Zeichen der Völkerverständigung. Einkaufsleiter, die keinen Alkohol mögen, haben hier schlechte Karten. Beim chinesischen Prost (Ganbei) wird ex und hopp getrunken und das Glas anschließend umgekehrt auf den Tisch gestellt.
  • Japan: Im allgemeinen wird bei Geschäftsessen mit japanischen Verkäufern nicht exzessiv getrunken. Natürlich werden auch beim japanischen Prost (Kampai) die Gläser in einem Zug geleert, aber beim 17 %-igen Sake ist das noch auszuhalten. Die hochprozentigen Getränke, in der Regel mit Wasser verdünnter Whisky, kommen in Japan erst spät abends auf den Tisch. Damit geht es dann auch beim Karaoke-Singen leichter voran. An der Weigerung deutscher Geschäftspartner beim Karaoke mitzusingen ist schon so manches Geschäft gescheitert.
  • Russland: Viele Russen genießen es, wenn sie einen deutschen Einkäufer unter den Tisch getrunken haben. Bei russischen Geschäftsessen haben Sie oft vier Gläser mit Alkohol auf dem Tisch stehen: Wodka, Cognac, Wein und Bier. Die berühmten Trinksprüche sind Pflicht: Von Einkäufern wird erwartet, dass auch sie mindestens einmal im Laufe des Abends das Glas erheben: Auf die Gesundheit oder die Freundschaft. Russische Trinkgelage können lange dauern. So lange noch volle Flaschen auf dem Tisch stehen, ist der Abend noch nicht zu Ende.
  • Naher Osten und Saudi-Arabien: Da der Islam offiziell Abstinenz vorschreibt, sollten Sie mit Alkohol vorsichtig sein. Orientieren Sie sich immer an Ihrem Geschäftspartner.
  • Lateinamerika: Trinkgelage wie in Europa oder Südostasien sind in Geschäftskreisen unüblich. Faustregel: Je nördlicher Sie in Südamerika kommen, desto mehr wird getrunken. Was in Venezuela noch als „Sundowner“ gewertet wird, gilt in Chile schon als Trinkgelage.

Tipp: Bei extremen Klimawechseln ist grundsätzlich Vorsicht mit Alkohol anzuraten. Wie Saft schmeckende Cocktails haben schon so manchen Einkaufsmanager aus den Socken gehauen. Wurden dann vorher noch die Malaria-Tabletten geschluckt, wird das dritte Glas selten bei vollem Bewusstsein erlebt.

 

Global Sourcing: Der richtige Umgang mit exotischen Speisen

Besonders in Asien brauchen Einkaufsmanager einen eisernen Magen. Die Herausforderungen an den Gaumen sind vielfältig: Seegurken, Bonito-Flocken, Schnecken, Bärentatzen, frittierte Hunde- oder Hähnchenfüße. Nutzen Sie 5 praktische Tipps von erfahrenen Geschäftsreisenden im Umgang mit undefinierbarem Essen:

  • Nie fragen! Schlimmer als der Geschmack ist oft das Bewusstsein, was man gerade isst.
  • Probieren Sie alles auf dem Teller! Was Sie am leichtesten herunter bekommen, essen Sie. Außerdem ist es oft unhöflich den Teller komplett leer zu essen.
  • Kauen Sie nicht! Was glibbert und schwabbelig ist, einfach schlucken.
  • Essen Sie langsam! Mit etwas Glück räumt ein freundlicher Kellner Ihren halbvollen Teller ab.
  • Verstecken Sie den Bissen! Wenn etwas absolut nicht runter will, täuschen Sie ein Husten vor, Serviette zum Mund, hinein damit und weg. Notfalls unter den Tisch.                  

Autor: Jens Holtmann

Passendes Seminar zum Thema:

Einkaufskosten spürbar senken

Preisanalyse in Einkauf und Beschaffung

Wieso die 3 Klassiker der Preiserhöhungs-Abwehr nur 2. Wahl sind  Whitepaper, 24 Seiten, Autor: Jens Holtmann Whitepaper kostenlos bestellenhier klicken