Praktische Lieferantenbewertung mit ZUK

Vom Bewerten reiner Einzelfaktoren – wie Verzugs- und Reklamationsquote – hin zum ganzheitlichen Betrachten der Lieferanten-Leistungskraft

Kennen Sie Ihre 3 besten Lieferanten? Falls ja, was macht Sie da so sicher? Könnten Sie die gegenüber der Geschäftsleitung nachvollziehbar belegen – oder ist es doch eher eine Bauchentscheidung.  Die Lieferantenbewertung ist ein bewährtes Einkaufsinstrument, das bereits lange vor dem Entstehen der ersten Qualitätsmanagementsysteme und Zertifizierungsnormen verwendet wurde. Ihr Ziel: Die verschiedenen Bausteine der Einkaufsleistung (die Faktoren der Lieferqualität) meßbar und damit Lieferanten untereinander vergleichbar zu machen. Und das Wichtigste: Die Leistungen der Lieferanten weiter zu verbesseren. Da die Qualitäts-Zertifizierungs-Welle immer stärker wird, müssen sich immer mehr Einkaufsabteilungen kleinerer und mittlerer Firmen damit beschäftigen. 5 Kriterien muss ein Einkaufsalltag taugliches Lieferantenbewertungssystem  erfüllen. Es muss … - die Lieferantenleistung vor dem Hintergrund Ihrer Kundenanforderungen betrachten. - modular und einfach aufgebaut sein, damit es individuell angepasst werden kann. - eine verständliche Systematik und nachvollziehbare – aber wenige - Kriterien haben (nicht mehr als 12!). - die Lieferantenleistung transparenter machen und eine echte Arbeitshilfe für Lieferantengespräche und –projekte sein. - mit wenig Zeiteinsatz und auch ohne Computerhilfe anwendbar sein.

 

Lieferantenbewertungssystem ZUK: Bitte keine Wissenschaft

Viele Lieferantenbewertungssysteme sind praxisuntauglich, weil sie zu viele Kategorien und Einzelkriterien haben. Solche aufgeblähten Systeme sind unübersichtlich, bürokratisch und belasten die Einkaufsmitarbeiter, weil sie wertvolle Zeit stehlen. Der Grundsatz „Weniger ist mehr!“ gilt auch hier uneingeschränkt.

Wichtig: Versuchen Sie nicht aus der Arbeitshilfe „Lieferantenbewertung“ eine Wissenschaft zu machen. Das Urteil über die Leistungskraft Ihrer Lieferanten ist immer subjektiv – egal, wer dieses Urteil in der Firma fällt. Es heißt ja „Lieferantenbe-wertung“ und eine Wertung ist immer subjektiv. Manche Bausteine der Lieferantenleistung sind (objektiv) genau messbar, zum Beispiel die Zahl der geplatzten Liefertermine oder die Zahl der fehlerhaften und falschen Lieferungen. Bei anderen Kriterien kann der Einkauf nur schätzen und mit anderen Lieferanten beziehungsweise mit der eigenen Messlatte vergleichen. Die Lieferantenbewertung ist ein wertvolles und wirksames Werkzeug innerhalb „der Arbeit am Lieferanten“ (Lieferantenmanagement) – aber nur dann, wenn sie vernünftig um- und eingesetzt wird.

 

Lieferantenbewertungssystem ZUK: Zusammenarbeit, Unternehmen und Kostentransparenz

Das hier vorgestellte Lieferantenbewertungssystem besteht aus den 3 Modulen Zusammenarbeit, Unternehmen und Kostentransparenz (ZUK). Jedem dieser Module sind verschiedene Bewertungskriterien zugeordnet. In unserem Beispiel 3 Einzelkriterien pro Modul, also 3 x 3 gleich 9 Kriterien. Natürlich ist es möglich sowohl die Zahl der Module (z.B. 4 oder 5) , als auch die der Einzelkriterien (4, 5 oder mehr pro Modul) auszuweiten. Sie sollten dabei aber sehr vorsichtig vorgehen, weil schnell mit jeder Ausbaustufe die Handhabbarkeit und damit die Praxistauglichkeit leidet.

Wichtig: Eine Lieferantenbewertung mit der nicht konsequent gearbeitet wird, kann auch keine Verbesserungen und Kostensenkungen bewirken. Sie können sich dann lediglich damit trösten die Ansprüche der Qualitäts-Zertifizierung zu erfüllen. Immerhin etwas! Wie unsere Lieferantenbewertung funktioniert und wie anpassungsfähig sie ist, zeigt Ihnen unser Ausfüllbeispiel. Tipp: Falls Sie dieses Lieferantenbewertungssystem deutlich erweitern, bewerten Sie damit nur Ihre Hauptlieferanten. Alle anderen Zulieferer werden dann mit der gleichen Systematik bewertet, jedoch mit der Schnell-Version.                                               

Autor: Jens Holtmann

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