Die aktuelle Frage: 

"Welche Maßnahmen können wir ergreifen, um unsere Einkaufspreise trotz unwilliger Lieferanten zu senken?"

Antwort:

Bleiben Sie hartnäckig und geduldig. Es ist verständlich, dass sich manche Lieferanten mit "Händen und Füßen" gegen Preissenkungen wehren. Lieferanten hatten in den letzten 2-3 Jahren Rückenwind im Verkauf und beim (mehrmaligen) Durchsetzen höherer Verkaufspreise. Nicht wenige, haben sich die Taschen richtig voll gemacht. Erst die Materialengpässe und -verknappung, dann oben drauf noch die explodierenden Energiepreise ab Januar 2021 (Einführung der CO²-Steuer). Der rote Pfeil in der folgenden Grafik zeigt das eindeutig. Die Erhöhung der CO²-Steuer von aktuell 30 € pro Tonne auf 35 € wurde für 2023 ausgesetzt und wird ab Januar 2024 wieder einsetzen. Der Liter Benzin wird dann auch um ca. 10 Cent pro Liter teurer.

Außerdem sehen Sie, dass die Erzeugerpreise ohne Energie seit Juni 2022 fallen. Die Erzeugerpreise mit Energie fallen seit Oktober 2022 deutlich. Der Gaspreis an der TTF Börse in Rotterdam liegt aktuell mit rund 45 EUR/Mwh wieder auf dem Niveau von August 2021.

Bessere Zeiten für den Einkauf

Jetzt hat der Verkäufermarkt seinen Zenit überschritten. Die ersten Vorprodukte sind bereits auf Vorjahresbasis deutlich im Preis gefallen.

Hier sind einige Preisveränderungen von Jan. 2022 bis Jan. 2023: 

Kaltprofile-8,5 %      
Holz, gesägt und gehobelt-11,4 % 
Wellpappenrohpapier-6,2 % 
Testliner-5,1 %
Leichtöle-1,0 % 
Cyclische Kohlenwasserstoffe-6,3 % 
Phenole-4,8 % 
Klebstoffe-0,4 % 
Zubereitungen der chem. Industrie-7,9 % 
Flacherzeugnisse aus unlegiertem Stahl, >= 600 mm-6,6 % 
Offene Profile, aus unlegiertem Stahl, warmgewalzt-10,8 % 
Elektronische integrierte Schaltungen-2,3 % 
Kunststoffe in Primärformen-4,3 %

Quelle: destatis

 

Werden Sie jetzt aktiv

Als Einkaufsabteilung können Sie folgende Schritte unternehmen, um mit Lieferanten umzugehen, die die Preissenkungen nicht freiwillig an Ihre Kunden weitergeben:

  • Nehmen Sie Kontakt mit Ihren Lieferanten auf - am besten schriftlich - und fordern Sie ihn auf, seine Preise an die aktuelle Marktsituation anzupassen.
  • Stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Verhandlungsmacht nutzen und argumentieren Sie mit Daten und Fakten aus den Einkaufsmärkten der Lieferanten, um eine Preissenkung zu erreichen.
  • Überprüfen Sie Ihre bestehenden Verträge mit den Lieferanten und prüfen Sie, ob es Klauseln gibt, die eine Anpassung der Preise bei Änderungen der Marktbedingungen erlauben.
  • Prüfen Sie, ob es Alternativen zu den derzeitigen Lieferanten gibt, die Ihnen bessere Preise anbieten können. Die Neuaufträge sinken seit 10 Monaten deutlich.
  • Überprüfen Sie Ihre Bestellmengen und optimieren Sie Ihre Bestellprozesse, um sicherzustellen, dass Sie nur das bestellen, was Sie wirklich benötigen, und um unnötige Ausgaben zu reduzieren. Bauen Sie die Einkaufsmenge, lager- und Sicherheitsbestände ab.
  • Betrachten Sie die Möglichkeit, ein Reverse-Auktion-Verfahren oder andere Ausschreibungen zu nutzen, um Ihre Lieferanten zu wettbewerbsfähigeren Preisen zu bewegen.
  • Überwachen Sie kontinuierlich die Preise Ihrer Lieferanten und bleiben Sie wachsam gegenüber Preiserhöhungen oder -senkungen.
  • Bleiben Sie geduldig und hartnäckig, um Ihre Chancen auf erfolgreiche Preisvsenkungen zu erhöhen. Verkäufer werden versuchen, Sie wie ein lästiges Insekt abzuschütteln.
     

Die folgende Kostenanalyse des Einkaufstools "PriceProtector" zeigt das die Materialkosten der Hersteller von Kaltband von Mai 2022 bis Januar 2023 durchschnittlich um 4,95 % gesunken sind.

Autor: Jens Holtmann

Seminartipps

1. Preiserhöhungen erfolgreich vorbeugen und Einkaufspreise senken

2. Lieferantenkosten-Strukturanalyse im Einkauf - leitcht gemacht